China hat in den zurückliegenden Jahren eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung genommen. Allein in dem Zeitraum von 2000 bis 2007 stieg das Bruttoinlandsprodukt um gut 100 Prozent. Und diese Dynamik lässt keineswegs nach: Nimmt man nur einmal den Export, so ist dieser von 1201,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 auf 1577,8 Milliarden US-Dollar im Jahr darauf gestiegen. Dies entspricht einem Wachstum von 31,3 Prozent. Betrachtet man die Rangliste der Top-10-Exportnationen, so hat sich China zwischen 1997 und 2009 um neun Rangplätze auf Platz eins vorgearbeitet.
China holt auf und lernt schnell
Zweifellos profitiert China noch stark vom Know-how anderer Nationen, denn eine Wissensgesellschaft ist China noch nicht. Dies zeigt der Anteil der Wissenschaftler und Forscher an der Gesamtzahl der Arbeitenden. Je Tausend lag dieser Anteil im Jahr 2008 in Finnland bei 16,1 Prozent, in Japan bei 11,0 Prozent, in den USA bei 9,7 Prozent, in Südkorea bei 9,5 Prozent, in Frankreich bei 8,4 Prozent und in Deutschland bei 7,3 Prozent. In China dagegen kamen auf tausend Arbeitende lediglich 1,8 Prozent Wissenschaftler und Forscher. (Alle statistischen Angaben: brand eins/statista.com: Die Welt in Zahlen 2011 bzw. 2012)
Das ändert gleichwohl nichts daran, dass China in jeglicher Hinsicht schnell unterwegs ist. Das Land ist nicht nur schnell in seiner wirtschaftlichen Entwicklung – verbunden mit der Möglichkeit, einmal getroffene Entscheidungen mit allen Mitteln in die Tat umzusetzen –, sondern auch schnell, was seine Lernfähigkeit angeht. So können wir seit Jahren beobachten, wie der wirtschaftliche Vorsprung der westlichen Industrienationen gegenüber China immer mehr schrumpft. Globalisierung und Digitalisierung tragen das ihre dazu bei.
Sind nur die sicher, die ihren Erfolg auf der Vermarktung von Emotionen aufbauen (Coca-Cola, Red Bull, Porsche)? Ist die Situation für alle anderen bedrohlich? Müssen wir uns vor der weiteren Entwicklung fürchten? Was können wir tun? Protektionismus, um den inländischen Markt zu schützen, ist sicherlich nicht das Mittel der Wahl. Es hat in der Wirtschaftsgeschichte ohnehin selten funktioniert und gleicht in der heutigen globalen Wirtschaftswelt eher einem „Schuss ins Knie“. Technologie für sich genommen kann heute allerorten demontiert, analysiert und kopiert werden. Das gilt selbst dann, wenn die Kerntechnologie in einem noch so kleinen Detail steckt.
Und nun ein wichtiges „Aber“: Es gibt bestimmte Aspekte, die sich nicht so einfach in Konstruktionszeichnungen, Tabellen oder Formeln nachvollziehen lassen. Diese betreffen vor allem Kundenprozesse.
Wettbewerbsvorteil via Kundenprozesse
Keine Frage: Das Know-how über die jeweiligen Kundenprozesse – und damit einhergehend das Verständnis für das Problem des Kunden – bekommt einen immer größeren Stellenwert.
Dies gilt erst recht, wenn man berücksichtigt, dass selbst große Firmen sich immer stärker auf ihre Kernkompetenzen fokussieren müssen und Expertenwissen nicht mehr an allen Stellen in der Organisation vorhalten können. (Zu der Frage, ob Kunden wissen können, was sie eigentlich wollen, siehe den Artikel „Was der Kunde will“.)
Hierin liegen sowohl ein Risiko wie auch Chancen. Das Risiko liegt darin, dass der Kunde – immer seltener ein Experte – eher am Preis orientiert ist. Gerade bei weniger wichtigen Kundenanforderungen wird der Wettbewerb weiter zunehmen. Und in diesem Wettbewerb wird sicher vieles über den Preis entschieden. Die Chance für den Lieferanten liegt vor allem in den Kernprozessen des Kunden. Hier wird die Verantwortung des Lieferanten immer größer. Wer sich dieser Verantwortung bewusst und bereit ist, diese anzunehmen, der kann sich vom reinen Zulieferer zum Partner entwickeln.
Natürlich, und damit kommen wir zurück zu China, ist es nicht einfach, das erforderliche Know-how zu den Kundenprozessen zu generieren. Das ist nicht nur sehr viel Arbeit, das ist in der Regel auch nicht so ohne weiteres kopierbar. Auf diesem Gebiet lassen sich daher unverändert Wettbewerbsvorteile entwickeln und dauerhaft sichern.
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