Wer als Manager in einem global tätigen Unternehmen arbeitet, ist es gewohnt, seine Aufmerksamkeit tagtäglich sozusagen „über den Globus“ zu verteilen. Sei es der Conference Call mit Australien, die Videokonferenz wegen der Projektverlagerung nach China, die im heimischen Büro üblichen Gespräche in Sachen Europa oder der Austausch über die neuesten Projektfortschritte mit den US-Kollegen – für den „globalen Manager“ vergeht kaum ein Tag, an dem er Auge, Ohr und Gedanken nicht an diversen Orten der Welt hat. Lediglich die Zeitverschiebungen definieren die Zeitfenster für eine mögliche Kommunikation. Trotz aller Segnungen der modernen Kommunikationstechnik, ist es unerlässlich, sich in gewissen Zeitabschnitten vor Ort ein Bild von den tatsächlichen Gegebenheiten zu machen – verbunden mit einem entsprechend hohem Reiseaufkommen.
Sie finden diese Darstellung übertrieben? Sie entspricht in etwa dem normalen Rhythmus, den heutige Manager in internationalen Konzernen regelmäßig erleben.
Umfassenden Einblick gibt es nur „vor Ort“
Dabei ist es wichtig, die jeweiligen Märkte und vor allem die dahinterliegende Dynamik zu verstehen sowie die damit verbundenen Chancen und Risiken richtig einzuschätzen. Auch wenn ein Chinese, ein Inder oder ein Nordamerikaner Englisch sprechen, können sie am Ende doch ganz unterschiedliche Dinge meinen. Und nur, weil man dieselbe Sprache spricht, stecken doch manchmal ganz andere Themen dahinter. Darum ist es so essentiell, sich ein eigenes Bild von der tatsächlichen Situation vor Ort zu machen. Fragen, Zuhören und persönliches Erleben – das sind wesentliche Voraussetzungen, um sich eine fundierte Meinung über die jeweiligen Sachverhalte bilden zu können. Nur indem man in der Konzernzentrale sitzt, telefoniert und E-Mails schreibt, geht das nicht. Diese Anforderung der Internationalisierung oder Globalisierung mag manchen abschrecken, sie folgt aber zwangsläufig aus den Gegebenheiten weltumspannenden Wirtschaftens.
Interessant ist dabei, dass man in diesem Umfeld oft auf sehr ähnliche Charaktere weltweit stößt, so dass der Pass und die Staatsangehörigkeit keine Bedeutung mehr haben. Ein Niederbayer kann heute als Projektleiter weltweit erfahren sein, während ein New Yorker sein Leben lang kaum über seine fünf Blocks hinausgekommen sein mag. Dies ist nicht weiter schlimm, es macht die Einschätzung des jeweiligen Gesprächspartners nur etwas komplizierter.
Auch im Management führen viele Wege nach Rom
Die positive Erfahrung, die der „globale Manager“ verbuchen kann, liegt in der Erkenntnis, dass für die gleichen Probleme unterschiedliche Länder und Kulturen zum Teil ganz andere Lösungen gefunden haben. Diese Erkenntnis, dass eben viele Wege nach Rom führen, in der täglichen Zeitnot zu beherzigen und auch zunächst abstruse Gedankenansätze zuzulassen, ist gleichwohl eine wahre Herausforderung. Nicht weniger fordernd ist es zugleich, sich seiner lokalen Wurzeln bewusst zu bleiben und sich nicht in einem allein „globalen Ansatz“ zu verlieren.
Wer immer sich den Herausforderungen des „globalen Managers“ stellt und sich die Mühe macht, den Sachverhalten „vor Ort“ auf den Grund zu gehen, der kann sich der Wertschätzung der beteiligten Mitarbeiter gewiss sein, da sie eine Einbindung in den Konzern erleben.
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