Technologische Kompetenz schafft Wettbewerbsvorteil (Teil 1/2)

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Schafft Innovation nachhaltige Wettbewerbsvorteile? Gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen Innovationserfolg (bei Produkten wie bei Prozessen) und Unternehmenserfolg? Beide Fragen können eindeutig mit „ja“ beantwortet werden. Zu diesem Ergebnis kommt die im März 2012 vom Institut für Technologie- und Prozessmanagement der Universität Ulm vorgelegte Studie „Technologische Kompetenz und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil“. Ziel der Studie ist es, aufzuzeigen, „welchen Beitrag die technologische Kompetenz zur Wettbewerbssicherung erfüllt und was gute von weniger guten technologieorientierten KMU und ergänzend im Vergleich zu größeren Unternehmen unterscheidet“, so Professor Dr. Leo Brecht, Direktor des Instituts. An der Studie haben 175 Unternehmen überwiegend aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Fahrzeug- sowie der metallverarbeitenden Industrie aus ganz Deutschland teilgenommen.

Kompetenzbündel entscheidend

Technologische Kompetenz, erläutert die Studie, setze sich neben nicht-strukturellen Fähigkeiten (Kultur/Lernfähigkeit) vor allem aus Management-Fähigkeiten in den technologie-und produktionsbezogenen Leistungsprozessen sowie in den unterstützenden Prozessen des Ideen- und Wissensmanagements zusammen. Die technologische Kompetenz habe einen Einfluss auf den Innovationserfolg und schließlich auf den nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Die grundlegende Wirkungskette zeigt die folgende Abbildung:

(Quelle: Universität Ulm, Institut für Technologie- und Prozessmanagement)

(Quelle: Universität Ulm, Institut für Technologie- und Prozessmanagement)

Die Studie belegt, dass es für den Produkt- und Prozessinnovationserfolg vor allem auf ein Kompetenzbündel ankommt: Professionelles Management sowie eine innovationsfreundliche Unternehmens- und Lernkultur gäben den Ausschlag für hohe Innovationsleistung. Ein systematisches Ideen-und Wissensmanagement unterstütze die Managementkompetenzen in den produktions- und entwicklungsbezogenen Prozessen. Eine gute Ressourcenbasis allein reiche also keineswegs. Finanzielle, strukturelle und personelle Ressourcen (F&E-Budget, Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter, Qualität der Ausstattung) seien zwar notwendige Voraussetzung, aber nicht hinreichende Bedingung für Innovationserfolg.

Innovationsgrad und Innovationshäufigkeit unterschiedlich ausgeprägt

Betrachtet man den Innovationsgrad und die Innovationshäufigkeit in der deutschen Industrie, so zeigt sich folgendes Bild:

  • Der Marktinnovationsgrad (MI) – er beschreibt wie stark das neue Produkt eines Unternehmens von den existierenden Angeboten im Markt abweicht – ist branchenübergreifend eher moderat. Den höchsten MI weist die Elektronik-, den niedrigsten die Kunststoffindustrie auf.
  • Der unternehmensbezogene Innovationsgrad (UI) – er steht für den Neuheitsgrad der Innovation für die Organisationen und damit das Ausmaß der Anpassung interner Prozesse – ist in allen Branchen eher niedrig. Der höchste UI findet sich in den Unternehmen für Oberflächenveredelung und Wärmebehandlung, der niedrigste in der Luftfahrtindustrie.
  • Die Produktinnovationshäufigkeit (PIH) – sie beschreibt die Regelmäßigkeit und das Ausmaß an neuen, kommerzielleren Produkten – ist laut Studie branchenübergreifend recht hoch. Die PIH ist in der Elektronikindustrie am höchsten, im Stahl- und Leichtmetallbau am geringsten.
  • Die Prozessinnovationshäufigkeit (PzIH) – sie drückt die Regelmäßigkeit und das Ausmaß der Erneuerung interner Prozesse aus –  ist in allen untersuchten Industriebranchen hoch. Erneut zeigt die Elektronikindustrie die höchste PzIH, der Stahl-und Leichtmetallbau wiederum die niedrigste.

In der Gesamtschau aller Branchen ist der Innovationsgrad (Produkt und Prozess) bei den Herstellern von sonstigen Metallerzeugnissen am höchsten, im Stahl- und Leichtmetallbau am niedrigsten. Bei der Innovationshäufigkeit (Produkt und Prozess) belegen dagegen die Unternehmen der Oberflächen- und Wärmebehandlung den ersten Platz, während erneut der Stahl- und Leichtmetallbau das Schlusslicht bildet.

Innovationsanstrengungen zahlen sich aus

Bei Innovationsgrad und Innovationshäufigkeit zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen der Benchmark-Gruppe und den Nachzüglern. Das gilt sowohl für kleine und mittelständische Unternehmen (12 von 114 Unternehmen gehören hier zur Benchmark-Gruppe) wie für größere Unternehmen (5 von 61 Unternehmen bilden hier die Benchmark-Gruppe).

(Quelle: Institut für Technologie- und Prozessmanagement, Universität Ulm)

Kleine und mittlere Unternehmen (Quelle: Institut für Technologie- und Prozessmanagement, Universität Ulm)

(Quelle: Institut für Technologie- und Prozessmanagement, Universität Ulm)

Größere Unternehmen (Quelle: Institut für Technologie- und Prozessmanagement, Universität Ulm)

Die Grafiken verdeutlichen: Sowohl bei den KMU (obere Grafik) wie auch bei den größeren Unternehmen (untere Grafik) innoviert die Benchmark-Gruppe in höherem Ausmaß und vor allem deutlich öfter als die Nachzügler. Diese Anstrengungen zahlen sich aus. Die Unternehmen der Benchmark-Gruppe weisen einen höheren Innovationserfolg (gemessen am Produkt- und Prozessinnovationserfolg) und eine höhere Profitabilität (gemessen am EBIT und der Umsatzrendite der letzten fünf Jahre) auf (mehr dazu in einem späteren Beitrag).

Mit Blick auf diesen ebenso schlichten wie überzeugenden Zusammenhang sollte man sich stets an die Aufforderung von Hermann Simon halten: „Die erste Innovation jeden Tages sollte darin bestehen, sich an die Notwendigkeit ständiger Innovation zu erinnern.“

5 Gedanken zu „Technologische Kompetenz schafft Wettbewerbsvorteil (Teil 1/2)

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