Produkte aus dem Drucker – 3D-Drucker sind der letzte Schrei

[English Version]

Unter der Überschrift „Die Waffe aus dem Hobbyraum“ berichtete das Handelsblatt am 21. Juni 2013 über die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druckern. Prominentes Beispiel: Die „Liberator “, eine Pistole aus (fast 100 Prozent) Kunststoff, für die das Unternehmen Defense Distributed  – hinter der der texanische Jurastudent Cody Wilson steckt – eine Anleitung ins Internet gestellt hatte. Nach zwei Tagen war diese bereits 100.000 Mal heruntergeladen worden. Das war den US-Behörden zu viel: Sie haben dafür gesorgt, dass die Anleitung aus dem Netz verschwindet.

Eine Waffe aus Kunststoff? Es fällt doch einigermaßen schwer, sich vorzustellen, dass die auch funktioniert. Es gibt eine Reihe von Videos im Internet, die Versuche mit der Ein-Schuss-Waffe zeigen. Tatsächlich schießt sie, allerdings ist die Sicherheit für den Schützen nicht gegeben und die Treffgenauigkeit wohl eher gering.

Viele Einsatzmöglichkeiten für 3D-Drucker

Von diesem Beispiel abgesehen, ist die Kernaussage des Handelsblatt-Artikels interessant: „Von Prothesen über Ersatzteile bis zur Pistole“, künftig lasse sich nahezu alles zuhause produzieren, heißt es dort. Nun, ganz so einfach wird es wohl doch nicht sein. Auch wenn die Preise für 3D-Drucker deutlich sinken, für Privathaushalte also erschwinglich werden, es gibt – wie bei allen Neuerungen – noch einige technische und wirtschaftliche Probleme zu lösen. Zwar können zumindest industrielle Maschinen bereits Metall, Gummi, Keramik und Plastik verarbeiten, aber bis das alles auch zuhause geht, werden die Entwickler noch manch schlaflose Nacht verbringen.

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3D-Drucker (By Bart Dring [GFDL 1.2], via Wikimedia Commons)

Eine neue Schutzhülle für das Smartphone, eine Quietscheente für die Badewanne oder ein Kochlöffel für die Küche – es sind viele Produkte vorstellbar, die mit Hilfe eines 3D-Druckers hergestellt werden könnten – soweit sie aus Kunststoff sind. Bei Produkten aus Metall wird es schon schwieriger, wie das Beispiel der Pistole zeigt. Wenn es so leicht wäre, Metall-Produkte einfach „auszudrucken“ (hohe Schmelztemperatur, thermische Belastung der Düsen etc.), hätte Cody Wilson seine Pistole wohl gleich in Metall produziert. Der Funktionsfähigkeit wäre das sicher zugute gekommen.

Aber sieht man sich den industriellen Sektor einmal genauer an, so bieten 3D-Drucker doch einige neue Möglichkeiten. Ob nun Kunststoff, Kunstharz oder Keramik – sehr gut nutzbar sind 3D-Drucker für die Gestaltung von Modellen (Rapid Prototyping), also für die Entwicklung von neuen Produkten. Man muss nicht erst mit Lieferanten sprechen und sie um die Lieferung eines bestimmten Teils oder Prototyps bitten. Mit einem 3D-Drucker kann dies erst einmal testweise produziert und bezüglich der Anforderungen hinsichtlich Größe, Passgenauigkeit, Handhabung, Haptik etc. überprüft werden. Für die eigentliche Produktion kann es dann auf konventionellem Wege mit entsprechenden Werkzeugen hergestellt werden. Die Revolution ist das allerdings auch nicht gerade. Den ersten funktionierenden 3D-Drucker gab es bereits 1984.

I robot car

Das Audi-RSQ-Modell wurde mithilfe von CAD-Daten, die direkt in ein Programm für Industrieroboter mit Frässpindel umgewandelt wurden, gefräst. (By Eirik Newth (Flickr) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons)

Industrielle Revolution durchaus denkbar

Wenn heute viele von der „neuen industriellen Revolution“ sprechen, die durch die 3D-Drucker in Gang kommt, dann ist zumindest so viel daran richtig, dass ihr großflächiger Einsatz den Designprozess, den Prototypenbau und die Produktionsabläufe in der Industrie verändern wird (interessante Beispiele für diverse Applikationen zeigt das Unternehmen Stratasys, ein Hersteller von 3D-Druckern, auf seiner Webseite). Sollten wir tatsächlich dahin kommen, dass eines Tages 3D-Drucker zum normalen Haushaltsgegenstand wie heute Laser-Drucker (auch die waren einst unerschwinglich) gehören, dann lassen sich noch viel weitergehende Entwicklungen denken. Schließlich wäre es dann für den einzelnen wesentlich einfacher, zum Produzenten aller erdenklicher Teile zu werden. Darüber hinaus könnten Unternehmen beispielsweise statt physischer Ersatzteile einfach die mit einer Modellierungssoftware erstellten „Baupläne“ ins Internet stellen, mit deren Hilfe die Teile nach Bedarf ausgedruckt werden können. Dies wäre ähnlich zu sehen, wie im Musikgeschäft der Download von MP3 versus dem Versand von CDs. Auch könnte die Herstellung von Kleinserien und von individualisierten, an spezifische Kundenwünsche angepassten Produkten zu ökonomisch vertretbaren Kosten möglich werden.

Es gilt, diese Entwicklung mit wachen Augen zu verfolgen, da sie interessante Möglichkeiten eröffnen könnte. Der „Druck“ von Waffen ist dabei allerdings keine berückende Aussicht.

2 Gedanken zu „Produkte aus dem Drucker – 3D-Drucker sind der letzte Schrei

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