Im zweiten Teil der Serie über die Podiumsdiskussion zum Thema „Innovationsmanagement – Grenzen und Möglichkeiten“ während des letztjährigen Strategy Circle Maschinen- und Anlagenbau geht es vornehmlich um organisatorische Aspekte zum Innovationsmanagement in Unternehmen und das Zusammenwirken auf diesem Gebiet mit Wettbewerbern (zu Teil 1 der Serie).
Für Innovationen sind Unternehmen auf Netzwerke angewiesen
Mit Blick auf Kundenwünsche, Markttrends, technologische Entwicklung und nicht zuletzt die Informationsvielfalt stellt sich die Frage, ob Unternehmen heutzutage Innovation noch allein leisten können. Bedarf es eines externen Netzwerks? Und wenn ja, welche Möglichkeiten und Risiken bringt ein solches Netzwerk mit?
Ein Netzwerk ist zweifellos ein Muss. Bei den begrenzten Ressourcen und technologischen Möglichkeiten, die ein Unternehmen hat, kann man nicht überall auf dem neuesten Stand sein oder alles selber machen. Im Maschinen- und Anlagenbau sind Netzwerke erst recht notwendig. Nimmt man nur einmal die Werkstoffkunde, dann kann man nicht der Spezialist für alles und jedes sein, für Metalle, Kunststoffe, Kältemittel, Öle etc. In der Automobilindustrie ist es ganz ähnlich. Siehe beispielsweise der Kühlmittel-Streit zwischen Frankreich und Mercedes Benz. Als einziges EU-Land wollte Frankreich keine Mercedes-Neuwagen der Klassen A, B, CLA und SL zulassen. Der Streit ging um das „richtige“ Kältemittel in den Klimaanlagen. Hier hat zwar der Autohersteller das Problem, die Ursache liegt aber nicht bei ihm, sondern in der chemischen Industrie.
Ein weiteres Beispiel sind Vorproduktgruppen. Kaum jemand verfügt heute mehr über eine vertikale Integration. Jedes Unternehmen hat irgendwelche Vorlieferanten, jeder hat Unterbaugruppen, für die er Aufträge an Externe vergibt. Die Folge: Auf den betroffenen Gebieten ist das Unternehmen nicht mehr Herr der Technik. Mercedes, BMW oder Audi können nicht Fachmann für sämtliche Elektromotoren sein, die in ihren Autos verbaut werden. Wenn hier eine Innovation entstehen sollte, dann kennt sich schon der Sitzhersteller nicht in allen Details damit aus, und der Autobauer erst recht nicht.
Die Notwendigkeit von Netzwerken wird auch deutlich, wenn man Kundenprobleme und –prozesse betrachtet. Unternehmen gehen in der Regel davon aus, ihre Probleme zu kennen. Sie denken aber häufig aus überkommenen Logiken heraus. Üblicherweise können sie daher gar nicht wissen, welche innovativen Prozesse oder Lösungen ihre Sublieferanten haben, die ihr Leben einfacher machen könnten.
Man sieht an diesen Beispielen: Sich innerhalb eines Netzwerkes auszutauschen, beinhaltet einerseits die Möglichkeit, eigene fachliche Lücken zu schließen, Probleme zu lösen und natürlich auch Anregungen für Neues zu erhalten. Damit ist andererseits das Risiko verbunden, mit Dritten über zukünftige Entwicklungen zu sprechen, die das, was man selbst preisgibt, womöglich für sich oder – schlimmer noch – mit dem Wettbewerber nutzen.
Innovationen mit Wettbewerbern haben einige Haken
Apropos Wettbewerber: Lassen sich mit ihnen zusammen Innovationen betreiben? Wie schützt man sein Know-how? Wo zieht man die Grenze in der Zusammenarbeit? Wenn früher Wettbewerber in Sachen Innovation etwas zusammen machen wollten, gab es das typische Joint Venture. Da waren am Anfang stets alle begeistert – und am Ende bitterlich enttäuscht, nachdem niemand mehr so recht wusste, wer das Joint Venture eigentlich kontrolliert.
Sein Know-how zu schützen, ist schier unmöglich. Wenn Wettbewerber auf dem Gebiet der Innovation kooperieren und der Mitarbeiter aus Unternehmen A mit dem Mitarbeiter aus Unternehmen B ein Problem diskutiert, dann tun sie das als Team. In dieser Konstellation Know-how schützen zu wollen, ist alles andere als einfach. Am ehesten geht die Sache gut, wenn es gelingt, eine Win-Win-Situation zu schaffen. Dann haben alle etwas von der Kooperation. Allerdings muss man mögliche kartellrechtliche Probleme im Auge behalten. Wenn man mit einem Wettbewerber über ein neues Produkt spricht, stellt sich sogleich die Frage, ob dadurch nicht das Marktgleichgewicht gestört wird. Daher in der Vergangenheit die Joint Ventures. Alles in allem: Mit Wettbewerbern etwas zu machen, ist sehr schwer.
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