Der Autor dieses Blogs hat in der aktuellen Ausgabe des Board Report einen Beitrag mit dem Titel „Innovation und ihre Notwendigkeit in Zeiten individueller Kundenanforderungen“ publiziert.
Den Beitrag als PDF gibt es hier: Boardreport_02_2014_Seite 14-15
Hallo Guido,
in Deinem Blog bzw. Artikel „Innovation und ihre Notwendigkeit in Zeiten individueller Kundenanforderungen“ zeigst Du einige Aspekte auf, die wesentlich für die Innovationssteigerungen sind. Neben einem erfolgreichen Anforderungsmanagement, der Modularisierung zur Flexibilisierung der Angebotspalette und der Kombination vorhandener Elemente, Techniken zu neuen Gesamtlösungen, siehst Du auch die Beteiligung aller Unternehmensfunktionen als Schlüssel für Innovationen an.
Hier stellt sich nun nur noch die Frage „Aber wie …?“.
Hier möchte ich ergänzend anmerken, dass viele dieser Themen Bestandteil eines PLM Manifests im Unternehmen sein sollten (Buch: Product Lifecycle Management beherrschen, Arnold, Dettmering, Engel, Karcher). So ist ja der PLM – Datenmanagementansatz nach meiner Auffassung im Kern eine Methodik des Wissensmanagement, in dem es darum geht Produktinformationen und anderes Know – How des Unternehmens zu bündeln und in geordneter, konsistenter Form den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Eine umfassende PLM Strategie muss unter anderem auch solche Fragestellungen beantworten können.
– Wie erfassen und verwalten man transparent einmal identifizierte Anforderungen?
– Wie binden man alle internen und externen Kunden und Partner in einen Entwicklungsprozess ein?
– Wie können modulare und alternative Produktvariationen aussehen?
– Wie versorgt man bereichsübergreifen Mitarbeiter mit Informationen zu bestehenden Elementen, Techniken und liefert Inspirationen für neue Kombinationen?
Wenn eine erfolgreiche Implementierung einer PLM Infrastruktur im Unternehmen dann noch dazu beiträgt, dass die vorhandene Komplexität in den Produkten und Prozessen beherrschbar wird und interne Prozesse effizienter und beschleunigter durchlaufen können, steht den potentiellen Innvoation – Scouts auch mehr kreativer Freiraum zur Verfügung. Somit ist eine weitere, wesentliche Grundvoraussetzung für den Innovationsprozess gegeben… Zeit.
Gruß
Matthias Ahrens
Guten Tag Matthias,
meiner Meinung setzt die PLM-Strategie bereits einen Schritt zu spät an. Besteht eine PLM-Strategie, existiert bereits eine wesentliche Erkenntnis: die klare Definition des Kundenbedürfnisses entsprechend einzelner Gruppierungen. Der erste grobe Fehler besteht in der Annahme, die Kundenbedürfnisse wirklich zu kennen. Hierbei stehen nicht die „technischen“, sondern vor allem die weichen und schwer messbaren Bedürfnisse des Kunden im Vordergrund.
Aber kommen wir zum zweiten Schritt: der Erfassung, Speicherung und transparenten Kommunikation der identifizierten Daten.
Für das erste Thema stehen mehr als ausreichende Marktforschungskriterien und -verfahren zur Verfügung. Für das zweite Thema befinden wir uns im Data Management, wo ebenfalls ausreichende technische Möglichkeiten vorhanden sind.
Der letzte und in meinen Augen wichtigste Punkt ist aber die transparente Kommunikation. Eine interaktive Kommunikation nimmt mit der Anzahl der Teilnehmer signifikant ab und mutiert zu einer einseitigen Information. Da im Rahmen des Unternehmensprozesses per se alle und vor allem die marktnahen Kräfte hierzu beitragen, ist die Anzahl der potentiellen Teilnehmer folglich sehr groß. Eine Einbindung aller ist daher weder möglich noch wünschenswert. Der Erfolg liegt in der kleinen Gruppe – statt in einer allseits umfassenden Einbindung aller möglichen Informationsgeber. Diese notwendigen Teilnehmer zu identifizieren, um die losen Punkte zu verbinden, ist damit die wahre Herausforderung. Insbesondere da die „kleine Gruppe“ nicht an eine bestimmte Fachausrichtung gebunden ist. Ebenso wie der Kundennutzen nicht ausschließlich an eine bestimmte „Ausrichtung“ gebunden ist [Produkt liefert Daten zwecks Prozessverbesserung beim Kunden hinsichtlich Steuerung bestimmter Kriterien (administrative oder produktive)]. Sehr häufig hat sich Innovation nur in einzelnen Köpfen oder Kleinstgruppen entwickelt; die Einbindung von weiteren Personen kam erst viel später.
Womit wir wieder bei der Frage angekommen sind, wie Innovation entsteht. Das Kriterium „Zeit“ spielt dabei sicher eine hilfreiche Rolle. Zeit für Kreativität mag durchaus eine positive Beschleunigung bringen, ist aber nur eine nützliche Voraussetzung, keine hinreichende Bedingung. Jemand mit viel Zeit wird nicht automatisch kreativ; Innovationen entstehen teilweise auch unter größter Zeitnot. Dies verhält sich anders in der Optimierung von bereits bestehenden Produkten, die auf Grund ihres evolutionären Charakters aber selten Innovationen sind.
Mit besten Grüßen
Guido Beyß