Wo gute Ideen herkommen (Teil 4/4)

Abschließender Teil 4 zu dem Buch Wo gute Ideen herkommen von Steven Johnson, der das für produktive Umgebungen typische Eigenschaftsmuster sieben (von insgesamt sieben) sowie die Schlussbetrachtung über den „vierten Quadranten“ behandelt (zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3).

Muster 7: Plattformen

Als Charles Darwin sich intensiver mit der Atollbildung beschäftigte, ahnte er bald, dass sie nicht allein durch das Versinken eines Vulkans entstanden sein konnten. Warum sollten diese ausgerechnet wenige Meter über der Wasseroberfläche zum Stehen kommen? Darwin fand heraus, dass es Korallen waren, die an den Flanken versinkender Vulkane idealen Nährboden vorfanden. Während ein Vulkan weiter im Meer versank, bauten die Korallen Stockwerk um Stockwerk und errichten so unterseeische steinerne Berge. Sie „hatten eine Plattform errichtet, und das im wahrsten Sinne des Wortes“, schreibt Johnson (197). Kennzeichen derartiger Plattformen ist Emergenz, also die „spontane Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente“ (Wikipedia). Dafür sorgen auch die sogenannten Ökosystem-Ingenieure („eco-system engineers“), also Arten, die einen bestimmten Lebensraum überhaupt erst erschaffen oder maßgeblich verändern, wie beispielsweise Biber. „Plattformbauer und Ökosystem-Ingenieure öffnen nicht nur Türen zum Nächstmöglichen, sie errichten ganz neue Stockwerke.“ (199) Weiterlesen

Wo gute Ideen herkommen (Teil 3/4)

Teil 3 zu dem Buch Wo gute Ideen herkommen von Steven Johnson, der die für produktive Umgebungen typischen Eigenschaftsmuster fünf und sechs (von insgesamt sieben) beschreibt (zu Teil 1 und Teil 2).

Muster 5: Irrtum

Dass Fehler wichtig sind – solange man aus ihnen lernt –, ist eine altbekannte Weisheit. Zwar gab und gibt es die Erfinder, die mit ihren Ahnungen und Ideen gleich richtig lagen, aber die Liste derer, die meilenweit danebengriffen, und das mehrmals, sei noch viel länger, so Johnson. Lee de Forest (Gitteraudion), Alexander Fleming (Penicillin), Louis Daguerre (Daguerrotypie), Wilson Greatbatch (Herzschrittmacher) sind nur einige Beispiele dafür. Vielen Erfindungen „ging als Initialzündung ein produktiver Fehler voraus – produktiv deshalb, weil der Fehler sich mit einer langsamen Ahnung verband“ (152). Irrtümer bereiteten einen Weg, der uns wegführt von bequemen Annahmen. Rechthaben lasse uns verharren, wo wir sind; Irrtum zwinge uns, zu forschen und zu erkunden. Weiterlesen

Wo gute Ideen herkommen (Teil 2/4)

Hier kommt Teil 2 zu dem Buch Wo gute Ideen herkommen von Steven Johnson, der die für produktive Umgebungen typischen Eigenschaftsmuster drei und vier (von insgesamt sieben) beschreibt (zu Teil 1).

Muster 3: Die langsame Ahnung

Bei Ideen, die die Welt verändern, sind spontane Eingebungen, Geistesblitze und Heureka-Momente eher selten. Die meisten genialen Ideen, so Johnson, sind anfangs noch unausgereift – mehr Ahnung als Offenbarung. Im englischen Original nennt er dies „The Slow Hunch“, die langsame Ahnung oder Vermutung. Sie ist die Regel, nicht etwa die Ausnahme. An der Geschichte vieler Entdeckungen oder Erfindungen lässt sich zeigen, dass ihrem Spiritus Rector zunächst ein wichtiges Element fehlte. Weiterlesen

Wo gute Ideen herkommen (Teil 1/4)

Im Jahr 2010 veröffentlichte Steven Johnson, ein US-amerikanischer Wissenschaftsjournalist, sein Buch Where good ideas come from. The seven patterns of innovation. Im gleichen Jahr wählte der britische Economist das Werk zum Buch des Jahres. Es ist keine (!) dieser zahllosen „How to do“-Anleitungen, die mit einer unterschiedlichen Anzahl von „Wegen“, „Prinzipien“ oder „Techniken“ den direkten Weg zum Erfolg verheißen. Vielmehr liefert Johnson einen breit angelegten Überblick zum Thema Kreativität – quer durch die Menschheitsgeschichte und durch zahlreiche Disziplinen. Wonach er sucht, sind die Bedingungen der Möglichkeit von Innovation. Weiterlesen